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Herzgekotze

- Manchmal ist die Liebe zum Kotzen. - 

 

Ich dachte immer, dass die Jungs nach mir ihre grosse Liebe fanden. Natürlich kann ich das heute nicht mehr unterschreiben, weil sie alle auch nicht mehr mit diesen Frauen zusammen sind, aber damals hat das schon gestimmt. Sie haben sich nach mir richtig verliebt. Nachdem sie gemerkt haben, dass sie sich in mich nicht verlieben können. Boah und dann meine erste grosse Liebe, findet ernsthaft nach mir seine jetzige Ehefrau. Fi** di hert. (Entschuldigt meine Ausdrucksweise) Er ist ein wichtiges Stichwort. Als ich ihn das letzte Mal sah, hatte ich sowas im Gefühl. Irgendwie wusste ich, dass es das letzte Mal war, dass ich ihn sehen würde. Als potenzieller Freund und doch bin ich aus dieser Tür raus. Würde ich jedes Mal wieder tun. Schliesslich bin ich heute froh, dass diese ganze Geschichte nicht hingehauen hat. Es vergingen drei Tage und er verliess mich aus dem Nichts. Eine Woche vorher war ich noch die Richtige und plötzlich hatte er sich nie in mich verliebt. Ich glaube, nichts hat mir je mehr das Herz gebrochen. Ich glaube sogar, dass mein Herz seither nie ganz verheilt ist, was mich vielleicht vor vielem andern ferngehalten hat, mir gut getan hat, aber hauptsächlich hat es doch ein Trauma ausgelöst, oder stark verstärkt. Bei jedem Typen davon auszugehen, dass er sich von einem auf den anderen Tag gegen mich entscheidet, habe ich, befürchtend, nie verdaut. 

„Du kannst dir nie sicher sein.“ Genau, davon geht unsere Generation aus, deshalb konzentrieren wir uns auf uns, unsere eigenen Ziele, Wünsche, Selbstverwirklichung, weil wir im Endeffekt sowieso Einzelkämpfer sind, weil wir von überall hören, dass keine Liebe auf ewig hält. Wir gehen davon aus und verschliessen uns daher der Möglichkeit. Wir wollen Glück, wir wollen glücklich sein, das ist unser höchstes Gebot, dafür entziehen wir uns jedem möglichen Unglück. Wir gehen von vornherein kein Risiko ein, unglücklich zu enden, lieber lernen wir alleine glücklich zu sein, als der Gefahr von Schmerz ausgesetzt zu sein. Diese Ansicht macht plötzlich unglaublich Sinn. Wir lassen uns nie fallen, wir halten so an unserem Glück fest. Appreciate the little things. Völlig falsch interpretiert. Diese dunkle Seite ist menschlich. Der Schmerz, das Unglück, Ängste. Die leben wir nicht, obwohl sie genauso wichtig sind. Ich fühle mich schrecklich, bin gerade mies gelaunt, anstatt an meinem Roman zu schreiben, höre ich traurige Musik und spüre mein Herz kotzen. Mein Innerstes wehrt sich gegen alles, was dabei rauskommen könnte. Weil ich doch ein glücklicher Mensch bin. Erreicht habe, was sich viele erträumen. Ich bin bei mir angekommen. Aber wo sind die anderen dabei geblieben?

 

Phaa! Durch die Rationalisierung des Themas habe ich es geschafft, mein Inneres zur Ruhe zu bringen. Das wollte ich gar nicht. Ich habe meine Mauern wieder hochgeschlossen. So packe ich meinen Spitzhammer aus und geh mal ein bisschen stupsen. 

Was passiert, wenn man verlassen wird? Weil - und hier muss ich ehrlich sein -  ich habe keine Angst jemanden an den Tod zu verlieren. Ich habe grundsätzlich keine Angst vor dem Tod, aber das ist ein anderes Thema, verkoppelt, aber eigene Seiten wert. Ich hole zur Beantwortung der Frage aus. Liebe. Ich glaube an die Liebe, nicht im romantischen Sinne, sondern dass wir Lebewesen in der Lage sind zu lieben, dass sie uns ausmacht, dass wir im Stande sind bedingungslos zu lieben. In mir ist so viel Liebe, dass ich oft versuche zu verhindern, dass sie andere überrollt. Wer von mir geliebt wird, kann keine Grenzen meiner Liebe erkennen. Ich versuche auch, in allen Sprachen der Liebe (Buchtipp Nr.1) Worte zu kennen, damit sich meine Geliebten von mir geliebt fühlen. Wenn ich liebe, liebe ich schnell und intensiv, mit Haut und Haar und wird sie erwidert, kann es in Ewigkeit enden. (Hihi „enden in Ewigkeit“, ein sprachlicher Widerspruch - sowas liebe ich auch) Aber liebe ich leer, raubt das die Energie woanders. Leer lieben. Kennt ihr das? So schlicht und bildlich dargestellt. In mir erfüllt sich erneut der Wunsch nach Selbsterkenntnis. Hahaha. Was ist nur mit uns los, dass wir uns alles erklären können müssen? Yep, zwei Modalverben. Ist das eine weitere Generationskrankheit, oder eine menschliche? Wie wir nach Erkenntnissen, Wissen, Sinn und Unsinn lechzen. Ich tue nichts anderes, streite ich nicht ab. 

Dass meine Ex-Freunde sich nach mir verlieben ist aus einem anderen Blickwinkel wunderschön. Vielleicht habe ich sie zur Liebe inspiriert. Etwas, das ich vielen durch meine Bücher wünsche. Liebe. Liebe ist alles. Jede Angst, jede Verletzung, jeder Schmerz wird durch die Liebe gut gemacht. Liebe ist unaufhaltbar. Endlich findet sich ein Lächeln auf meinem Gesicht. Nach Stunden darüber schreiben, in den Tiefen graben, meiner Generation frönen, ziehen meine Mundwinkel hoch. Mit der Liebe ist das so eine Sache. Ich wünschte, ich würde ihr entspannter vertrauen. Dass alles so kommt, wie es kommen muss. (Ein weiterer, typischer Spruch unserer Generation.) Aber eines ist mir klar, ich möchte nicht nur mich lieben. Ich habe so viel mehr Platz in meinem Herzen und ich möchte die Liebe nicht alleine kennen. Nur in geteilter Form, in Verbundenheit kann sie sich entwickeln, wachsen und unsere Leben verändern. (Buchtipp Nr. 2) Auch wenn das Leben kein Blumenfeld ist, das wir aufeinander-zu-rennend kennen lernen, hat es viel schönes zu bieten und noch vieles mehr. Auf zur Erkundung nach dem Aussen. Und hey, Liebe ist sicher. Immer. In Ewigkeit. Wir verstehen nur nicht wie. Aber hören wir für einen Moment auf zu fragen.