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Ich schreibe, also bin ich.

- Wie ich Autorin wurde - 

 

„Wenn man etwas wirklich will, dann steht man jeden Morgen auf und tut es. Dann zählt jeder Schritt nur dazu, dass zutun womit man sich identifiziert.“

Ich lächelte meinen Vater an. Erstens weil er nicht von mir sprach und zweitens weil er es unbewusst eben doch tat.

 

In letzter Zeit werde ich oft damit konfrontiert, dass ich Autorin bin. Entweder weil es beruflich zum Thema kommt, oder weil jemand fragt, was ich unter der Woche so treibe, oder schlicht Menschen, die mich fragen, ob ich nicht die sei, die schreibt. Nein, nicht falsch verstehen, ich bin nicht plötzlich berühmt, dass Fans mich ansprechen. Das erinnert mich an den Moment, als ich während meines Studiums in einer Buchhandlung arbeitete, Donna Leon um unsere Regale streifte und meine Arbeitskollegin und ich beide das Gefühl hatten, dass sie unsere Englischlehrerin gewesen sein müsste, wir aber uns nicht mehr an ihren Namen erinnern konnten. Wie hatten wir gelacht, als sie irgendwann auf die Rätsels’ Lösung kam und wir uns an die Nase fassten, weil wir eine der berühmtesten Schriftstellerinnen nicht auf Anhieb erkannt hatten. Als Buchhändlerinnen, die Leons Bücher täglich verkauften. Für ein Autogramm war es zu spät, Donna Leon hatte den Laden längst verlassen. Autoren/-innen leben also grundsätzlich inkognito. Martin Suter oder Cecelia Ahern würde ich - glaube ich - erkennen, aber das sind zwei von über 100 Autoren, die ich kennen sollte. Aber ich komme vom Thema ab. Es geht nicht darum, dass meine Leser mich als Autorin erkennen. Sondern um den Moment als ich erkannt habe, dass ich Autorin bin und wie ich diesen Fakt auslebe. 

Bis ich 19 war habe ich mich oft gefragt, ab wann ich mich Autorin nennen durfte. Ab wann taten das andere? Ich hatte damals mein erstes Buch fertig geschrieben und zwei Freundinnen zum Lesen/Korrigieren gegeben. Läppische und miserable 50 Seiten (meine heutige Meinung). Als ich 2012, mit 23 mein erstes Buch lektorieren und drucken liess, so genannt im Self Publishing. Ich habe es 80 Mal über Facebook verkauft, eine Fanseite und Website aufgeschaltet. Ich nannte mich das erste Mal Autorin. Also war es das? Eine Veröffentlichung? Der Verkauf des eigenen Buches? Vielleicht, denn etwas wurde mir wenige Jahre später bewusst. Das war nicht der Moment als ich zur Autorin wurde. Ich war es bereits. Seit ich denken konnte. Ich habe heute das Gefühl, ich wurde zur Autorin geboren. Meine Bestimmung, mein Leben, mein Alles. Alles, was ich bin, sein möchte, mich ausmacht. Und doch habe ich mir noch ein anderes Leben aufgebaut. Ich bin nicht nur Autorin. Klar. Ich würde mich niemals einschränken, wenn sich meine Fantasiewelten nicht eingrenzen lassen. Mein Autorenleben ist Realität, aber ich bin eindeutig nicht in der Realität, wenn ich schreibe. 

Nebst meinen Liebesromanen schreibe ich oft, was mir im Alltag passiert. Nicht als Tagebuch, aber ich reflektiere viel. So gibt es Unmengen an Texten, die sich um diese Frage drehen, wann, ob und wie ich Autorin wurde und was es ausmacht, was es aus mir macht. 

Und die Musik im Shuffle Modus wechselt zum Lied „Lah mi flüge“. Ich schwebe mit und in meinem Kopf wiederholt sich der Chorus. Lah mi flüge (Lass mich fliegen), lah mi träume (Lass mich träumen), lah mi gah (Lass mich gehen), isch egal wohi (Ist egal wohin), lah mi flüge. Dieser Song gibt meinem Gefühl zum Schreiben einen Sound. Schreiben lässt mich fliegen, trägt mich überall hin, egal wohin. Lässt mich träumen. Ich stehe jeden Morgen auf und tue es. Jeder Schritt in meinem Leben hat mich dem Schreiben näher gebracht. Heutzutage kann ich es mir erlauben mindestens einen Tag in der Woche ganz dem Schreiben und meinen Büchern zu widmen. Ein Luxus, der mich jeden Tag an vollkommenes Glück erinnert. Ich bin Autorin. Ich war es immer. Es ist, was ich tue, was ich tun möchte, wer ich bin, was ich bin, wohin ich gehe, was ich liebe, wie ich liebe. Es ist Liebe. Jeden Morgen, wenn ich aufstehe. Und jede Nacht, wenn ich zu Bett gehe.