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Das Glück in deiner Hand

- Was ein glücklicher Mensch dazu meint - 

 

„Bist du denn glücklich?“, fragte mich eine 20 - jährige Kollegin. 

„Ja“, antwortete ich ehrlich und ohne Zögern, atmete tief und bewusst ein.

Alle andern in der Runde lachten auf: „Und das kann sie nach der Geschichte von vorher noch sagen.“ 

Ich nickte. Die Geschichte, die ich erzählte, ist hier überhaupt nicht wichtig. Eine Mischung aus Liebeskummer und Unsicherheit, die ein Ohnmachtsgefühl auslöste. Und trotzdem ja, war ich glücklich. Jeden Tag. Und das seit Monaten. Aber es war kein leichter Weg zu dieser anhaltenden Glückseligkeit. 

Als Jugendliche war ich bekannt, als das Mädchen, das immer lachte. Doch tief in mir war eine schwere Dunkelheit. Ich hatte das Gefühl in diesem Klischee gefangen zu sein. Konnte meine dunkle Seite nicht mit meiner Lebensleichtigkeit in Einklang bringen. Damals begann eine eingehende Reflexion. Ich habe alles, jeden und besonders mich und meine Glückseligkeit in Frage gestellt. Begonnen mich auf jegliche Weise mit mir selbst auseinander zu setzen. Ich ging auf Selbstfindung. Habe mich eine Weile der Spiritualität nahe gefühlt, bis mein rationales Denken Überhand nahm. Ich besuchte mehrere Therapien, habe öfter den Beruf gewechselt, viele neue Menschen kennen gelernt, mich bewusst an Grenzen gebracht, Trauer und Traurigkeit Platz gemacht, Freunde aussortiert, die energienehmend waren, toxische Beziehungen geführt und dann hinter mir gelassen. Ich reiste allein umher, bin aus meiner Komfortzone ausgebrochen, habe mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt und bin das Risiko für einen grossen Traum eingegangen. Die Kombination aus dem allem, der Unterstützung meiner Familie und engen Freunden, dem stetem Vertrauen in die Liebe und allem voraus dem Schreiben, hat dieses „Ja“ zu verantworten. 

Es vergingen Jahre, bis ich für mich selbst einstand, verstand, wer ich war, was und wie ich sein möchte. Es ist nicht vielen vergönnt und noch mehr wünschen es sich; sich endlich selbst zu finden. Weil wir jedoch Individuen sind, gibt es keinen Tipp, der grundsätzlich gelten würde, den ich vom Stapel lassen kann.

 

Aber ich möchte hier auf etwas aufmerksam machen: Bist du unglücklich? Fragst du dich, bei all den vielen Möglichkeiten, wohin dein Weg dich führen soll? Wünschst du dir glücklich zu sein? DU hast es in der Hand. Ehrlich. Und nur DU. DU triffst deine Lebensentscheidungen, DU kannst dir Hilfe holen, Unterstützung zulassen, DU kannst endlich aufhören rum zu meckern und etwas ändern. DU kannst deine Denkweise ändern. Mimimen kann jeder. Besonders heutzutage sind wir Meister darin. Mit „wir“ meine ich unsere Gesellschaft, unsere westliche Welt. 

Und so frage ich mich: Warum wird das Leben nicht gefeiert? Weshalb sind so viele von uns verbittert? In dem jungen Alter! Wir leben in keinem Krieg. Wir haben keine begrenzten Coupons für den Bäcker. Wir müssen nicht sieben Mal in der Woche Kartoffeln zu Abend essen, weil es sonst einfach nichts mehr gibt. Wir trauern nicht um Gefallene, vermissen nicht grundsätzlich unsere Männer. Uns ging es noch nie besser. Aber genau diese gute Zeit macht uns auf Missstände aufmerksam. In und um uns herum. Machtgehabe, politische Fehlentscheidungen fallen mehr ins Gewicht, weil wir die Zeit haben zu zuschauen. Aber die Menschheit ist nicht arm dran. Bald werden wir es sein, aber nicht aus den Gründen, über die wir uns im grossen Stil zu beklagen wissen. Nein, wir sind zerstörerisch, sind wir seit wir auf der Erde existieren, aber irgendwann wird die Natur zurückschlagen. Dann gibt es keine Klagen eines 18 - jährigen, der sich einsam fühlt, weil er an einem Freitagabend nicht an die coole Party gehen kann. Weil es dann keine Freitage mehr geben wird. Ein 24 - jähriges Mädchen wird sich nicht mehr darüber auslassen, dass alle Männer gleich sind. Weil es dann keine Männer mehr geben wird. Weil es auch dieses Mädchen nicht mehr geben wird. Weil die Natur, von uns losgelöst, endlich wieder atmen kann. 

Also, ihr Lieben, eure Entscheidung. Atmet tief durch. So lange wir Menschen dieses Privileg noch geniessen können.